Das Citizen Science-Projekt „Guardians of the Hedgehogs“ fördert aktive Bürgerbeteiligung. Freiwillige sammeln Daten zur Gesundheit der Igel und ihrer Lebensräume, führen kleine Experimente durch und visualisieren die gesammelten Daten auf einer interaktiven Karte. Ein zentrales Ziel ist es, die Bevölkerung über Forschungsdaten und das „One Health“-Konzept zu informieren. Öffentlichkeitswirksame Events und Infomaterial fördern die richtige Interaktion mit Igeln und die Gestaltung igelfreundlicher Gärten. Das Projekt betont die enge Verbindung zwischen der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt.
Projekt „Guardians of the Hedgehogs“ mit erfolgreicher erster Zählaktion
Das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS widmet sich einem überraschenden Forschungsthema: der Gesundheit von Igeln. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Igelfreunde Bremen startet das BIPS das Citizen Science Projekt „Guardians of the Hedgehogs", das auf den Schutz dieser zunehmend seltener werdenden Tiere abzielt. Ganz ohne Bezug zur menschlichen Gesundheit bleibt das Projekt allerdings nicht.
„Guardians of the Hedgehogs“ läuft unter dem Gedanken von One Health. Das Konzept hat durch die COVID-19-Pandemie und die Klimakrise verstärkt Aufmerksamkeit erhalten. Der Ansatz erkennt an, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt tiefgreifend miteinander verknüpft ist.
„One Health zielt darauf ab, gesundheitliche Herausforderungen durch eine integrierte Betrachtung dieser drei Bereiche proaktiv zu adressieren, um resiliente Systeme gegen zukünftige Gesundheitskrisen zu entwickeln und dabei die Nachhaltigkeit der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten. Kurz gesagt: Eine gesunde Lebensumwelt für Igel ist letztlich auch eine gesunde für den Menschen“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Ahrens, Leiter der Abteilung Epidemiologische Methoden und Ursachenforschung am BIPS, der sich ehrenamtlich für den Igelschutz engagiert.
Igel droht zu verschwinden
Das Problem: Die Lebensräume der Igel sind zunehmend durch das Verdrängen heimischer Pflanzen, das Insektensterben, den steigenden Verkehr, die Versiegelung von Flächen, den vermehrten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie von Mährobotern und Fadenschneidern bedroht. In Deutschland steht das Wildtier des Jahres 2024 heute daher sogar auf der Vorwarnliste der bedrohten Tierarten. Der Igel ist eines der ältesten Säugetiere unserer Erde und droht still und leise zu verschwinden.
Dem lässt sich jedoch entgegenwirken, erklärt Ahrens: „Um in unseren Gärten eine igelfreundliche Umgebung zu schaffen, sollten wir folgende Maßnahmen ergreifen: den Garten für Igel zugänglich machen, also zum Beispiel Zäune an einer kleinen Stelle öffnen, Wildwuchs zulassen, Totholzhaufen anlegen, Igelhäuser im Unterholz aufstellen und Löcher sowie Gruben sorgfältig absichern. Es ist zudem wichtig, dass Mähroboter nur tagsüber betrieben werden, um die dämmerungsaktiven Igel nicht zu gefährden. Diese Maßnahmen dienen nicht nur dem Schutz der Igel, sondern haben auch den angenehmen Nebeneffekt, dass Igel als natürliche Schädlingsbekämpfer in unserem Garten wirken können.“
Aufbau von Datenkompetenz
„Guardians of the Hedgehogs“ ist Teil des größeren DataNord-Projekts, das auf den Aufbau von Datenkompetenzen in der Region Bremen abzielt und Forscherinnen und Forscher über ihre klassischen Fachgrenzen hinaus zu interdisziplinärer Arbeit anregt.
„Das Projekt vereint viele wichtige Themen“, erklärt Rasmus Cloes, am BIPS verantwortlich für den Bereich Transfer und Kommunikation. „Durch die aktive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in die Forschung können wir das Verständnis und das Vertrauen in wissenschaftliche Prozesse stärken, die Datenkompetenz in der Bevölkerung verbessern und die Kernideen des One Health Konzepts verbreiten. Äußerst wichtige Themen, wenn wir auf unsere Erfahrungen aus der Corona-Pandemie zurückblicken. Wir freuen uns sehr, dass uns das Netzwerk Igelfreunde bei diesem Vorhaben tatkräftig unterstützt.“
Große Zählaktion im Mai 2024
Das Citizen Science-Projekt „Guardians of the Hedgehogs“ hat zum Ziel, die Igelpopulation in der Region Bremen zu zählen und zu schützen. Für die Zählaktion kooperiert das Projekt mit der bundesweiten Mitmachaktion „Deutschland sucht Igel & Maulwurf“, die jährlich im Mai und September stattfindet. Die erste Aktion unter Beteiligung von „Guardians of the Hedgehogs“ fand ein großes Medienecho und führte zu Berichten im Weser-Kurier, bei Buten un Binnen und in der TAZ. Das Projekt fördert allerdings nicht nur die klassische Sichtung von Igeln, um die Bevölkerung praktisch in die Datenerfassung einzubeziehen. Das Projekt möchte auch das Bewusstsein für eine naturnahe Gestaltung von Gärten und Parks und damit für eine gesunde Umwelt stärken. Die gesammelten Daten werden auf einer interaktiven Karte von Bremen und Umgebung visualisiert und über die erweiterte Webseite des lokalen Igelnetzwerks zugänglich gemacht. Zusätzlich zur Zählung werden Daten über den Gesundheitszustand der Igel erfasst. Kranke Igel werden von Auffangstationen versorgt, die gemeinsam mit dem Igelnetzwerk einen standardisierten Dokumentationsbogen entwickeln. Über einen Zeitraum von zwei Jahren werden vergleichbare Daten gesammelt.
Weitere Informationen zum Igelschutz finden sich auf der Website des Netzwerks Igelfreunde.
Das BIPS – Gesundheitsforschung im Dienste des Menschen
Die Bevölkerung steht im Zentrum unserer Forschung. Als epidemiologisches Forschungsinstitut sehen wir unsere Aufgabe darin, Ursachen für Gesundheitsstörungen zu erkennen und neue Konzepte zur Vorbeugung von Krankheiten zu entwickeln. Unsere Forschung liefert Grundlagen für gesellschaftliche Entscheidungen. Sie informiert die Bevölkerung über Gesundheitsrisiken und trägt zu einer gesunden Lebensumwelt bei.