Mehr als 150 Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik trafen sich am 21. September 2023 bei der Bremer Konferenz AI in Health zum aktiven Austausch über Künstliche Intelligenz und Gesundheitsforschung. Hierzu lud die U Bremen Research Alliance, in Kooperation mit JUST ADD AI, dem Transferzentrum für künstliche Intelligenz BREMEN.AI und dem Integrierten Gesundheitscampus Bremen, von 9 bis 18 Uhr zu Vorträgen, Diskussionen und Networking in den Schuppen 2 in die Bremer Überseestadt ein.

Von Merle El-Khatib

22. Sep 2023

Begrüßung der Teilnehmenden der Bremer Konferenz »AI in Health« durch Prof. Dr.-Ing. Horst Hahn im Schuppen 2 in der Bremer Überseestadt. © Jens Lehmkühler/U Bremen Research Alliance

„Das Land Bremen hat sich bereits heute als führender Standort für künstliche Intelligenz etabliert“, hob die Bremer Wissenschaftssenatorin Kathrin Moosdorf im Vorfeld der Konferenz hervor. Die schon jetzt von Kooperation geprägte Schnittstelle zwischen Künstlicher Intelligenz und Gesundheitsforschung wird besonders durch das vom Land Bremen geförderte AI Center for Health Care in der U Bremen Research Alliance vorangetrieben. Hier wurde eine Vernetzungsstruktur geschaffen, innerhalb welcher Bremer Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS, das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, das Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien - IWT sowie das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz gemeinsam mit Arbeitsgruppen der Universität Bremen forschen.

„Im AI Center for Health Care entwickeln wir Technologien für die Gesundheitsversorgung von morgen. KI steht dabei als Methodik im Mittelpunkt“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Horst Karl Hahn, Institutsleiter des Fraunhofer MEVIS und Sprecher des AI Centers for Health Care. Forschungsthemen sind unter anderem die Verbesserung der chirurgischen Versorgung durch robuste und anwendungsfreundliche Unterstützungssysteme aus dem Bereich KI und multimodale Datenzusammenführung zur Früherkennung von Demenz. Aktuelle Forschungsergebnisse des AI Centers for Health Care wurden auf der Konferenz präsentiert. Prof. Dr.-Ing. Tanja Schultz, Sprecherin des Wissenschaftsschwerpunktes von Minds Media and Machines der Universität Bremen und ebenso Sprecherin im AI Center for Health Care, fasst die Forschungsaktivitäten wie folgt zusammen: „Gemeinsam setzen wir um, wofür Bremen steht: Forschung und Entwicklung in KI zum Wohle des Individuums und zum Wohle der Gemeinschaft.“.

Session in der JAAI Lounge by JUST ADD AI, © Jens Lehmkühler/U Bremen Research Alliance
Session in der JAAI Lounge by JUST ADD AI, © Jens Lehmkühler/U Bremen Research Alliance

Praxisbeispiele von KI-Nutzung im Gesundheitswesen in den Sessions

Kernstück von AI in Health waren vier Sessions, deren Themenpalette von individualisierter Gesundheitsversorgung und Patientenmodellen über Technologietransfer bis hin zum Einsatz von KI zur Verbesserung von Pflegeabläufen reichte. JUST ADD AI präsentierte u.a. wie durch Nutzung von Chat GPT Mehrwerte bei der Beantwortung von E-Mails im Umfeld Gesetzlicher Krankenversicherungen generiert werden können. Ein Vortrag des Integrierten Gesundheitscampus informierte über die Verwendung von generativer KI zur Erstellung künstlicher histologischer Hautproben. Die hier verwendete Technologie gibt Aussicht auf Verbesserung der Diagnosemöglichkeiten im Bereich Pathologie. Prof. Dr. Hajo Zeeb, Sprecher des Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health, skizzierte zusammen mit Co-Sprecher Prof. Benjamin Schüz die Vergangenheit, Präsenz und Zukunft von KI bei der Digitalisierung von Gesundheitsdaten und von Public Health Maßnahmen. KI biete hier die Chance, die großen Mengen an Gesundheitsdaten verfügbar und interoperabel zu machen.

Teilnehmende der Podiumsdiskussion
Teilnehmende der Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Lothar Wieler, Prof. Dr.-Ing. Tanja Schultz, Prof. Dr. Iris Pigeot, Roland Becker, Olaf Woggan mit Prof. Dr.-Ing. Horst Hahn, © Jens Lehmkühler/U Bremen Research Alliance

Teilnehmende der Podiumsdiskussion sehen großen Nutzen von KI im Gesundheitsbereich und Datenschutz und Ethik als größte Herausforderungen

„Wenn wir die Chancen von KI konsequent nutzen und die Risiken beherrschen, wird sie die Krankheitslast deutlich senken“, sagt Prof. Dr. Lothar Wieler, Sprecher des Digital Health Clusters des Hasso-Plattner-Instituts, während der angeregten Podiumsdiskussion der Konferenz am Nachmittag. Auch Olaf Woggan, Vorstandsvorsitzender der AOK Bremen/Bremerhaven, meint, dass KI in der Gesundheitsversorgung auf vielfältige Weise helfen kann. „Es ist aber wichtig, zu beachten, dass sie mit besonderer Sorgfalt eingesetzt werden muss, um Datenschutz und Ethik und vor allem qualitätsgesicherte Ergebnisse zu gewährleisten“, betont er. Prof. Dr. Iris Pigeot, Direktorin des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, sieht in KI-Methoden ein großes Potenzial, da durch den Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur sektionsübergreifende Gesundheitsdatensätze zur Verfügung stehen werden und sofern deren Nutzung durch eine entsprechende Gesetzgebung erleichtert wird. „Unsere Bürokratie und Regulierungswut wird den flächendeckenden Einsatz von KI im Gesundheitswesen noch lange verhindern“, befürchtet Roland Becker, CEO von JUST ADD AI. Hier sei die Politik gefragt, schnelle und gute Lösungen für Datenschutz und Ethik im Umgang mit KI in der Gesundheitsversorgung zu finden.

Konferenz AI in Health bot Raum für Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Die nun jährlich stattfindende Konferenz AI in Health ging mit erhöhten Teilnehmendenzahlen und größerem öffentlichen Interesse als im Vorjahr in die zweite Runde. Das Forschungs- und Handlungsfeld der digitalen Gesundheitsversorgung hat, beschleunigt durch die erkennbaren Defizite in der Corona-Pandemie, eine größere Bedeutung erhalten. Das AI Center for Health Care beinhaltet unter anderem neun interorganisationale wissenschaftliche Vorhaben rund um KI und Gesundheit sowie Maßnahmen zu Wissenschaftskommunikation und Transfer, wie die Konferenz AI in Health.

In der U Bremen Research Alliance kooperieren die Universität Bremen und zwölf Institute der bund-länder-finanzierten außeruniversitären Forschung. Sie umfasst Forschungsinstitute der vier großen deutschen Wissenschaftsorganisationen, d.h. Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft, sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Die Zusammenarbeit in der U Bremen Research Alliance erstreckt sich über vier Wissenschaftsschwerpunkte und somit buchstäblich „Von der Tiefsee bis ins Weltall“.

Impressionen AI In HEALTH 2023

© Jens Lehmkühler / U Bremen Research Alliance