Von Donnerstag, 07.12.2023, bis Freitag, 08.12.2023, fand die U Bremen Research Alliance Conference on „Magnet Resonance Imaging for Cultural Heritage Objects" in den Räumlichkeiten der Hochschule Bremerhaven statt. Die Konferenz widmete sich der Forschungsstandbestimmung zum Themenfeld komplementärer Methoden und Technologien zur Erschließung und Konservierung historischer und archäologischer Objekte. Die Eröffnung erfolgte durch das Organisationsteam Prof. Dr. Sebastian Vehlken (Deutsches Schifffahrtsmuseum), Pia Götz (MAPEX, Universität Bremen), Dr. Alexander Reis (Deutsches Schifffahrtsmuseum) und Prof. Dr. Klaus Eickel (Hochschule Bremerhaven/Fraunhofer MEVIS), die die teilnehmenden Expert:innen aus den Bereichen Archäologie, Kulturerbeforschung, Museologie, Materialforschung und Physik der Bildgebung freudig begrüßten.

Von Merle El-Khatib

12. Dez 2023

Begrüßung der Teilnehmenden durch das Organisationsteam   © Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance

Prof. Dr. Sebastian Vehlken berichtete, wie Prof. Dr. Klaus Eickel und er, beide verbunden durch die U Bremen Research Alliance (UBRA), gemeinsam mit Dr. Alexander Reis die Idee zur Veranstaltung entwickelten. Im Zentrum der von ihm am DSM geleiteten Abteilung „Wissenschaftsgeleitete Digitalität“ stehen die Fragen, welche Erkenntnisse produziert werden, wenn Ausstellungsstücke des Museums mit verschiedenen Bildgebungsmethoden in ihrer materiellen Tiefe untersucht werden, und wie Zustandsveränderungen von Kulturerbe-Objekten effektiv überwacht werden können. „Das Spannende ist die Interdisziplinarität, die Frage, welche Zugänge z. B. die moderne Physik zur Materialuntersuchung bietet, wie ein Zusammenspiel der Erforschung Digitaler Medien mit den Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften erreicht werden kann, und die sich damit eröffnenden neuen Möglichkeiten für die Ausstellung in Museen“, erzählte Vehlken begeistert.

„Das Spannende ist die Interdisziplinarität, die Frage, welche Zugänge z.B. die moderne Physik zur Materialuntersuchung bietet, wie ein Zusammenspiel der Erforschung Digitaler Medien mit den Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften erreicht werden kann, und die sich damit eröffnenden neuen Möglichkeiten für die Ausstellung in Museen.“

© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance

Pia Götz, die bereits gemeinsam mit Reis und Vehlken im von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten Projekt Digital Materialities forscht, freute sich auf die zwei Tage fachlichen Austausch und war gespannt darauf, welche neuen Methoden diskutiert werden. Eickel betonte, dass diese Konferenz ohne die UBRA-Förderung von 10.000 Euro so nicht hätte stattfinden und das Thema in dieser Form nicht hätte beleuchtet und diskutiert werden können. Denn in einem derart frühen Stadium der Forschung an neuen Methoden, in dem es primär um Ideenfindung und Austausch geht, habe kaum eine andere Förderungsmöglichkeit zur Verfügung gestanden. Auch die Konrektorin für Forschung, Transfer & Weiterbildung der Hochschule Bremerhaven, Rabea Diekmann, freute sich über die zahlreich erschienenen Teilnehmenden und begrüßte sie herzlich in den Räumen der Hochschule Bremerhaven.

„Hier findet ein echter interdisziplinärer Austausch statt.“

Professorin Schilling begrüßt die Teilnehmenden.   © Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance

„Hier findet ein echter interdisziplinärer Austausch statt“, betonte Prof. Dr. Ruth Schilling, Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums, in ihrer Begrüßungsrede. Die Idee, eine Technik aus der Medizin, die Magnetresonanztomographie (MRT), zu nutzen, um Gegenstände aus der Vergangenheit greifbarer und erlebbarer zu machen, sei überzeugend. Für Museen sei es von zentraler Bedeutung sich an Konferenzen wie diesen hier initiativ zu beteiligen: Erstens seien sie in der Lage, Räume zu schaffen für disziplinübergreifenden Austausch und den Transfer des dabei entstehenden Wissens. Zweitens sei es wichtig, sich als Museum digitalen Projekten zu öffnen. In Zeiten von Fake News helfe Forschung und Wissenschaft falschen Informationen evidenzbasierte Fakten entgegenzusetzen und noch detaillierter Aufschluss über geschichtliche Zusammenhänge zu geben. Gerade Museen seien sehr geeignete Orte, um dieses Wissen an ein breites Publikum weiterzugeben, betonte Schilling und fügte als dritten Grund der Mitorganisation hinzu, dass dafür unterschiedliche Methoden genutzt werden müssten. Interessant sei es zu erforschen, wie Untersuchungsmethoden komplementär eingesetzt werden könnten, um so z. B. auch die Konservierung von Kulturgütern zu verbessern und einen präventiven Mehrwert zu schaffen.

Professorin Schilling bedankte sich bei der U Bremen Research Alliance für die Förderung und fügte hinzu, die aktuelle Konferenz sei nicht die erste Veranstaltung, die im Rahmen der UBRA mit dem Deutschen Schifffahrtsmuseum stattfinde. Die Arbeit innerhalb der Forschungsallianz schaffe die Voraussetzung für konstruktiven Austausch und die Entstehung neuer Forschungsideen. Bei der U Bremen Research Alliance Conference on „Media and the Sea“, die 2019 im Alfred-Wegener-Institut und im Übersee-Museum Bremen stattfand, thematisierten Expert:innen unterschiedlicher Fachrichtungen mediale Praktiken, Strategien und Konfigurationen, die unser Verhältnis zum und unser Verständnis vom Meer bedingen – und zwar sowohl in Bezug auf erfolgreiche Umsetzungen wie auch ihr mögliches Versagen.

© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance

Im weiteren Verlauf der Konferenz „MRI for Cultural Heritage Objects"  berichtete Dr. Dieter Bischop von der Landesarchäologie Bremen im Rahmen seines Vortrags „Holzfunde und Konservierung im Land Bremen“ über den Fund der Kogge in der Weser. Außerdem zeigte er in seiner Präsentation Holzartefakte wie Fässer aus dem 13./14. Jahrhundert, gab Einblick in den Umgang mit diesen wertvollen Fundstücken sowie in die unterschiedlichen Interessen von Beteiligten am Fundort und die Herausforderungen während der Sicherstellung.

Kurator Dr. Frederic Theis führt durch Sonderausstellung.   © Merle El-Khatib / U Bremen Research Alliance

Nach dem Mittagessen wechselten die Teilnehmenden von der Hochschule Bremerhaven in die Kogge-Halle des Deutschen Schifffahrtsmuseums. Hier erläuterte Dr. Amandine Colson von Denkmal 3D in Vechta die Zustandsüberwachung von archäologischen Holzstrukturen am Beispiel der Kogge und widmete sich zahlreichen Rückfragen der Teilnehmenden. Im Anschluss führte Dr. Frederic Theis vom Deutschen Schifffahrtsmuseum durch die Sonderausstellung „SEH-STÜCKE – Maritimes digital entdeckt“. Durch die Digitalisierung der Fundstücke ist es möglich, in sie hineinzuschauen und beispielsweise die Technik in einer antiken Schiffsuhr zu entdecken. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, in dem die Objekte am MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen mit einem 3D-Röntgenmikroskop gescannt wurden. Die Ausstellung kann noch bis 30. April 2024 besucht werden.

Weitere Informationen stehen hier zur Verfügung.

„Es gibt viele Objekte, die noch Potenzial haben, digitalisiert zu werden.“

„Es gibt viele Objekte, die noch Potenzial haben, digitalisiert zu werden“ fasst Theis am Ende seiner Führung zusammen. Er hoffe auf den Erfolg dieser Ausstellung, so dass zukünftig das Museumserlebnis auch in anderen Ausstellungen durch virtuelle Sammlungsobjekte erweitert werden könne.

Am Nachmittag und am Folgetag folgten weitere interessante Fachvorträge, wie die folgenden Programmübersicht zeigt. Schwerpunkt war es, das Potential der MRT zur Untersuchung hölzerner Kulturgüter abzuschätzen sowie die MRT zum Monitoring der Holzkonservierung zu erproben. Die gemeinsamen Mittagsessen, das Get-together am Abend und der Round Table am Ende der Konferenz gaben Gelegenheit für den intensiven Austausch zu neuen Untersuchungsmethoden und Identifikationsmöglichkeiten biologischer Materialitäten in kulturellen Artefakten.

© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Shanice Allerheiligen / U Bremen Research Alliance
© Merle El-Khatib / U Bremen Research Alliance
© Annica Müllenberg / Deutsches Schifffahrtsmuseum

Agenda

Do. 07.12.2023</hh4>

Ort: Hochschule Bremerhaven

11:00 – 11:30 Anreise und Welcome Reception

11:30 – 12:30:

Eröffnung durch das Organisationsteam
Klaus Eickel (HS Bremerhaven/Fraunhofer MEVIS), Pia Götz (MAPEX),
Alexander Reis (DSM), Sebastian Vehlken (DSM)

Grußwort
Ruth Schilling (DSM)

Holzfunde und Konservierung im Land Bremen
Dieter Bischop (Landesarchäologie Bremen)

12:30–13:30 Mittagspause

 Ortswechsel in die Koggehalle des DSM 

13:30-14:45 PANEL I
Zustandsüberwachung von archäologischen Holzstrukturen
Amandine Colson (Denkmal 3D, Vechta)

Seh-Stücke – Maritimes digital entdeckt - Führung durch die Sonderausstellung
Frederic Theis (DSM)

Ortswechsel zur Hochschule Bremerhaven

15:00–16:00 PANEL II
Stabilisierung von archäologischem Nassholz: Die Anwendung von MRT und Mikro-CT zur Analyse der Strukturveränderungen
Ingrid Stelzner (LEIZA Leibniz Institut für Archäologische Wissenschaften, Mainz)

Digital techniques for the examination of historical and/or archaeological wood
Jana Gelbrich (Leibniz Institut für Werkstofftechnik, Bremen)

16:00–16:30 Kaffeepause

16:30–18:00 PANEL III
Komplementäre Untersuchungsmethoden für Holz und andere Materialien
Wolf-Achim Kahl / Ekkehard Küstermann (MAPEX/Universität Bremen)

Magnetresonanz als Zukunftstechnologie zur Untersuchung von Kulturgütern
Philipp Mörchel (Fraunhofer IIS, Würzburg)

Affordable, mobile low field nuclear MRI for applications in the field – and in cultural heritage?
Marco Meixner (TU Dresden) / Carel Windt (Forschungszentrum Jülich)

19:00-22:00 Conference Dinner & Networking

Fr. 08.12.2023

Ort: Hochschule Bremerhaven

09:00–11:00 Opening Talk & Workshops I
MRI and mCt-scans of humankind’s oldest wooden hunting weapons from Schöningen
Dirk Leder (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalschutz, Hannover)


11:00–11:30 Kaffeepause

11:30–13:00 Opening Talk & Workshops II
Nassholzkonservierungsmethoden im Vergleich, eine Studie im Rahmen des KUR Projekts: Massenfunde in der Archäologie
Markus Wittköpper (LEIZA Leibniz Institut für Archäologische Wissenschaften, Mainz)

13:00–14:00 Mittagspause

14:00–15:30 Roundtable & Sum-Up

Beteiligte Kooperationspartner

Deutsches Schifffahrtsmuseum
Universität Bremen
Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin